abgekratzte Markierung

Über 450 Bergsportmarkierungen entfernt – 850 ehrenamtliche Arbeitsstunden umsonst – Bergsteigerbund und Nationalparkverwaltung gehen gemeinsam dagegen vor

12.04.2019:
Mit großer Verärgerung mussten Kletterer und Naturschützer im letzten halben Jahr feststellen, dass in der Sächsischen Schweiz über 450 Markierungen von Zugangswegen zu Kletterfelsen entfernt wurden.

abgekratzte Markierung

Verletzte Baumrinde oder auch abgehackte Felsoberflächen halten die Verursacher nicht davon ab, die Markierungen zu entfernen. Foto: Archiv Nationalparkverwaltung, Wolfgang Wustmann

Baum mit Wegemarkierung

Mit großer Sorgfalt und ehrenamtlich erstellt: einfach, eindeutig und klar zeigen die Markierungen den Zugang zu den Kletterfelsen. Speziell für Bergsteiger: hier geht’s zu den Klettergipfeln „Admiral“ und „Klabautermann“. Foto: Archiv Nationalparkverwaltung, Frank-R. Richter

Verletzte Baumrinden, abgehackte Felsoberflächen oder schwarze Lackfarbe sind deutliche Spuren einer Einzelperson oder einer Gruppe, für die dieses Wegeleitsystem womöglich ein „rotes Tuch“ darstellt. Die kriminelle Energie scheint hoch zu sein, denn zur Vollendung dieses zerstörerischen Werkes gehören gute Gebietskenntnisse und mehrere Wochen heimliche Arbeit. Die Nationalparkverwaltung hat nunmehr Anzeige gegen Unbekannt gestellt und leitet Hinweise, die zu den Tätern führen an die Polizei weiter.

Die kreisrunden, zehn Zentimeter großen, weißen Wegmarkierungen mit schwarzem Pfeil sind von unschätzbarem Wert und haben sich aufgrund ihrer zurückhaltenden Einfachheit und Klarheit inzwischen fast weltweit in Klettergebieten durchgesetzt. Die aus Tschechien übernommenen Zeichen weisen den Kletterern in der Sächsischen Schweiz bereits seit den 80er Jahren flächendeckend den Weg zu den Sandsteinfelsen. Wanderer ohne Gebietskenntnis werden hingegen dank der Markierungen nicht irrtümlich auf Pfade gelenkt, die meist als Sackgassen an den Kletterfelsen enden.

Die Nationalparkverwaltung hat nach ihrer Gründung dieses bewährte Markierungssystem offiziell übernommen. Für den Naturschutz sind klare Wegeregelungen wichtig, damit beim Anmarsch zu den Klettergipfeln keine zusätzlichen Trampelpfade entstehen, die Sanderosionen oder zertretene Pflanzen zur Folge hätten. „Kletterer die auf den abgestimmten Zugangswegen unterwegs sind, beunruhigen nicht den Lebensraum von boden- und felsbrütenden Vogelarten und zertreten keine Zwergstrauchheiden auf den Felsriffen. Sie werden für die Wildtiere berechenbarer, als wenn sie quer durchs Unterholz laufen würden“ ist Frank-Rainer Richter überzeugt, der in der Nationalparkverwaltung für diese Markierungen zuständig ist und die Arbeiten koordiniert.

Besonders ärgerlich ist das Wegkratzen der Markierungen jedoch für die 12 ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB). Über 850 Arbeitsstunden haben sie allein 2018 – koordiniert durch die Nationalparkverwaltung – für das Aktualisieren der Markierungen geopfert. „Die Geschichte ist für unsere Bergsportfreunde ziemlich deprimierend. Vor allem, weil wir nicht wissen, warum diese mutwillige Zerstörung erfolgte und weiter anhält“ erklärt Alexander Nareike, erster Vorsitzender des SBB.

Manchmal mussten unsere Vereinsmitglieder bereits nach wenigen Tagen feststellen, dass frische Zeichen erneut abgekratzt wurden.“, führt der SBB-Vorstand weiter aus.

Die Nationalparkverwaltung ruft mit dem SBB nunmehr alle Klettersportler, Wanderer und Naturliebhaber in der Sächsischen Schweiz auf, Aktivitäten im Zusammenhang mit der mutwilligen Zerstörung von Markierungen an die zuständigen Behörden zu melden. Die Nationalparkverwaltung ist gemeinsam mit dem SBB bestrebt, die Pflege der Wegemarkierungen konsequent fortzusetzen und damit weiterhin nachhaltig den Einklang von Bergsport und Naturschutz in der Sächsischen Schweiz zu fördern.

Markieren bei der Arbeit

Ehrenamtliche Arbeit schafft Orientierung für Kletterer: Volker Liebold muss für die Herstellung von jeweils einer Markierung mit Material besorgen, Anfahrt, Hinlaufen und zweitem Anstrich durchschnittlich über zwei Stunden kalkulieren. Das Malen selbst ist dabei fast der geringste Aufwand. Umso bedauerlicher ist es, dass die Zeichen systematisch abgekratzt werden. Foto: Archiv Nationalparkverwaltung, Frank-R. Richter