„Wer die Pflanzen kennt, hat mehr vom Leben“
28.03.2018: Großer Andrang bei der Buchvorstellung der neuen Flora der Sächsischen Schweiz
„Das wird wohl voll werden heute Abend“ meinte Reiner Dittrich, der im Nationalparkzentrum für alle technischen Anlagen und vieles mehr verantwortlich ist und er sollte recht behalten. Schon eine viertel Stunde vor Beginn waren vor einigen Tagen alle Stühle im großen Vortragsraum des Bad Schandauer Zentrums besetzt und zeugten von dem großen Interesse.
Holm Riebe, Referent für Arten- und Biotopschutz in der Nationalparkverwaltung, nutzte das große Interesse und stellte den interessierten Besuchern die Besonderheiten der Pflanzenwelt und ihrer Lebensräume der Sächsischen Schweiz vor. Wichtig ist ihm der Zusammenhang zwischen solchen Faktoren wie Klima oder Boden und aufgrund welcher besonderer Eigenschaften die Spezialisten der Pflanzenwelt an bestimmten Standorten wachsen können. Mit seinem Vortrag motivierte und bestätigte er viele Liebhaber der Botanik gerade jetzt im Frühjahr wieder verstärkt auf die Pflanzen und deren Verbreitung zu achten. Er gab auch konkrete Tipps für Anfänger und Wiedereinsteiger, damit der Einstieg in die spannende Welt der pflanzlichen Spezialisten möglichst leicht gelingt.
Mit dem Schlagwort „Wer die Pflanzen kennt, hat mehr vom Leben“ brachte Holm Riebe auf den Punkt, wenn er in seinem Buch schreibt: „Der große und unermessliche Gewinn, mit dem man bei Kenntnis der Pflanzen Natur und Landschaft wahrnimmt, bietet dem Wissenden eine ganz neue und reiche Dimension der Betrachtung, wird doch erst die verstandene Welt zur Wirklichkeit.“
Das 735 Seiten starke Buch „Die Farn- und Blütenpflanzen der Sächsischen Schweiz“, kurz „die Flora“ genannt, dokumentiert die 1.240 Pflanzenarten, die im Nationalpark und im Landschaftsschutzgebiet vorkommen oder vorkamen. Es gibt Auskunft darüber wo sie wachsen und welche Eigenschaften sie haben. Besonders attraktiv wird das Buch durch 300 hochwertige Fotos des Autors.
Seit der Thürmsdorfer Müller Ernst Hippe vor fast genau 140 Jahren das letzte Pflanzenverzeichnis der Sächsischen Schweiz veröffentlichte, blieb dies die einzige umfassende Florenbeschreibung unseres Gebietes.
Grundlage für die neue „Flora“ ist das seit 1992 laufende geobotanische Kartierprojekt der Nationalparkverwaltung. Holm Riebe startete das Projekt und koordinierte die Arbeit von etwa 12 Kartiererinnen und Kartierern sowie 32 weiteren Beobachtern, führte ihre Ergebnisse zusammen. Für die Fachwelt bedeutsam sind die Verbreitungskarten von 400 Arten. Liebhaber der Sächsischen Schweiz finden in den einführenden Kapiteln zur Geschichte der floristischen Erforschung und den geografischen Ausgangsbedingungen für die Vegetation der Sächsischen Schweiz.
Mit dieser Beharrlichkeit nutzte Riebe und die Nationalparkverwaltung die umfassende Datenlage für diese Dokumentation, die sich so schnell nicht wieder ergeben hätte.
Unterstützt durch den Staatsbetrieb Sachsenforst ist das Buch in einer einmaligen Auflage von lediglich 700 Exemplaren erschienen. Es ist unter anderem im NationalparkZentrum in Bad Schandau und in der Geschäftsstelle des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz in Dresden erhältlich.