Ein Naturraum – vier Schutzgebiete
Der Nationalpark Böhmische Schweiz (Národní park České Švýcarsko)
Im Jahre 2000 wurde der Nationalpark Böhmische Schweiz als vierter und auch jüngster Nationalpark Tschechiens gegründet. In wertvollen Wald- und Felslandschaften, tiefen Klammen und schmalen Flusstälern sowie weiten Tafelbergen und basaltischen Vulkanbergen kann sich die Natur auf 80 km2 frei entwickeln. Das einzigartige Prebischtor – größtes Sandsteintor Europas – dient als Symbol des Schutzgebietes. Die zentrale Informationstelle des Nationalparks – das Haus der Böhmischen Schweiz – befindet sich in Krásná Lípa (Schönlinde). Hier kann man in einer interaktiven Ausstellung alles rund um die Böhmische Schweiz erfahren. Aber auch entlang von Wanderwegen befinden sich weitere Informationszentren: in Saula bei Dolní Chřibská (Kreibitz), in Jetřichovice (Dittersbach), in Srbská Kamenice (Windisch Kamnitz) sowie in Hřensko (Herrnskretschen). Auf unserer Seite Ausflugsziele stellen wir eine kleine Auswahl an Wandertouren im Nationalpark Böhmische Schweiz vor.
Das Landschaftsschutzgebiet Elbsandsteingebirge (CHKO Labské pískovce)
Das Landschaftsschutzgebiet Elbsandsteingebirge umfasste in seinem Gründungsjahr 1972 eine Fläche von 324 km². Im Jahr 2000 ging ein Teil dieser Fläche in den neu gegründeten Nationalpark über, so dass die Gesamtfläche des Landschaftsschutzgebietes derzeit 245 km2 beträgt. Es befindet sich in Ústecký kraj (Region Aussig) und erstreckt sich nördlich, östlich und westlich der Stadt Děčín (Tetschen). Ziel des Landschaftsschutzgebietes Elbsandsteingebirge ist es, hier alle Werte der Landschaft, wie das äußere Erscheinungsbild, regionale Besonderheiten und Naturreichtum, zu erhalten und eine natürliche Umwelt zu gestalten. Der Verwaltungssitz und gleichzeitig eine Infostelle des Landschaftsschutzgebietes befindet sich in Děčín (Tetschen). Eine weitere Infostelle finden sie in Tisá (Tyssa), im einzigartigen Felslabyrinth der Tiské stěny (Tyssaer Wände).
Gemeinsam auf dem Weg zum InterNationalpark
Die Natur endet nicht an künstlichen, politischen Grenzen. Es verwundert daher nicht, dass sich die natürliche Ausstattung beiderseits der Grenze kaum unterscheidet und die Sächsisch-Böhmische Schweiz eine Einheit mit hervorragendem Wert für den Naturschutz und den Fremdenverkehr darstellt.
Bis Mitte des 15. Jh. gehörten die unwegsamen Wald-Felsgebiete im Elbsandsteingebirge zu den „Böhmischen Wäldern“. Im Vertrag von Eger (1459) wurde die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen bestimmt, deren Verlauf bis heute weitgehend unverändert Bestand hat. Die Grenze unterband die Beziehungen zwischen den Bewohnern beiderseits der Grenze nicht. Diese enge Verbindung zwischen Tschechen und Deutschen war im 20. Jh. schweren Belastungen und Brüchen ausgesetzt, die trotz erfolgreicher Anstrengungen um Annäherung und Verständigung in der jüngeren Vergangenheit bis in die Gegenwart wirken. Die Bemühungen um einen großflächigen, grenzübergreifenden Landschaftsschutz reichen etwa bis in die 1940er Jahre zurück (großflächige Unterschutzstellung des Elbestromgebietes zwischen Leitmeritz und Riesa (1939/41)). Ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre sondierten böhmische und sächsische Naturschützer und Regionalplaner die Möglichkeiten eines grenzübergreifenden Natur- und Landschaftsschutzes. Nach der Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes (LSG) Sächsische Schweiz (1956) sagte die tschechoslowakische Seite zu, in der Böhmischen Schweiz ebenfalls ein Landschaftsschutzgebiet einzurichten. Es sollte an der Staatsgrenze unmittelbar an das sächsische Schutzgebiet anschließen. Dies gelang 1972 mit der Ausweisung des LSG Labské pískovce (Elbsandsteingebirge). Zwischen dem Leiter des LSG Labské pískovce, Zdenek Řehák, und dem Sebnitzer Kreisnaturschutzbeauftragten Dietrich Graf entwickelte sich in der Folgezeit ein solides, von fachlichem Interesse getragenes, freundschaftliches Verhältnis, in welches weitere Mitarbeiter des ehrenamtlichen Naturschutzes einbezogen waren. Bei der Eröffnung des Nationalparks (NLP) Sächsische Schweiz kündigte der Umweltminister der CSFR, Ivan Dejmal, die Schaffung eines NLP „Böhmische Schweiz“ angrenzend an den NLP-Teil „Hintere Sächsische Schweiz“ an. Die Nationalparke beiderseits der Grenze sollten neben dem Schutz einer unteilbaren Landschaft auch eine Brücke zwischen den Menschen in Böhmen und Sachsen bilden.
Zur Jahrtausendwende wurde die Vision zweier grenzübergreifender Nationalparke Realität. Die veränderten politischen Verhältnisse zu Beginn der 1990er Jahre schufen neue Perspektiven für die grenzübergreifende Zusammenarbeit im Naturschutz in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Politisch gewollt, von den Leitern der Schutzgebiete Werner Hentschel (LSG Labské pískovce) und Dr. Jürgen Stein (NLP Sächsische Schweiz) intensiv gefördert und von Mitarbeitern der Schutzgebietsverwaltungen getragen, entwickelte sich eine stabile und lebendige Zusammenarbeit über die Staatsgrenze hinweg mit vielen freundschaftlichen Begegnungen auch außerhalb der Dienstgeschäfte.
Aktuelle Wegeinfos
Nach dem großen Waldbrand im Juli 2022 und aufgrund des starken Borkenkäferbefalls der letzten Jahr sind in der Böhmischen Schweiz einige Wege gesperrt. Die Böhmische Nationalparkverwaltung hat für Sie aktuelle Wandertipps in der Böhmische Schweiz, Gebiet Hřensko (u.a. zum Prebischtor) in einem Flyer zusammengefasst (2023).